Mit dieser Ausstellung gedenken wir des 1977 im Alter von 34 Jahren verstorbenen Künstlers Peter Heisterkamp, genannt Blinky Palermo, der dieses Jahr 50 Jahre alt geworden wäre. Die Anziehungskraft der Arbeiten Palermos ist bis heute unvermindert zu spüren, der Einfluß auf die nachfolgende Künstlergeneration deutlich sichtbar. Bereits kurz nach seiner Gründung zeigte der KUNSTRAUM MÜNCHEN 1974 eine Zeichnungsausstellung Palermos, zu der ein Katalog mit den Abbildungen aller Arbeiten und einem Text von Ludwig Rinn erschien. Einige der damals gezeigten Zeichnungen sind jetzt wieder in der Ausstellung zu sehen.
Nach der Ausstellung 1974 konnte man Palermo in München 1975 und 1976 in der Galerie Friedrich sehen, dann 1980 (bereits nach seinem Tod) in der Staatsgalerie Moderner Kunst in einer Ausstellung des Galerie-Vereins. 1984 dann noch einmal im KUNSTRAUM MÜNCHEN mit einer Auswahl aus dem Spätwerk des Künstlers. Seit dieser Zeit ist Palermo in München nicht mehr gezeigt worden.
Unsere Ausstellung beginnt mit Arbeiten aus 1960/61, die noch mit Pater Heisterkamp signiert sind. 1961 besteht er die Aufnahmeprüfung der Werkkunstschule in Münster, 1962 wechselt er zur Düsseldorfer Kunstakademie, zuerst als Student bei Bruno Goller, dann ab 1964 bei Joseph Beuys. Die Klasse von Beuys mit Anatol, Bernd lohaus, lmi Giese und lmi Knoebel ist äußerst anregend. Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz gehören zu seinem Freundeskreis. Die in dieser Zeit entstehende Kunst ist bereits völlig eigenständig und unverwechselbar. Er zeichnet sie unter dem Namen Palermo, einem Spitznamen, den ihm Anatol wegen seiner Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Mafioso Blinky Palermo gegeben hat. 1965 hat er, nun Meisterschüler bei Beuys, seine erste Ausstellung in der Münchner Galerie Friedrich und Dahlem. 1967 beendet er sein Studium an der Düsseldorfer Akademie. Seine Bedeutung ist früh erkannt worden, so daß er bereits 1972 an der documenta 5 teilnimmt mit einer Wandmalerei und 1976 für die 27. Biennale in Venedig einen Raum des deutschen Pavillons mit der Arbeit "Himmelsrichtungen" (Abb. Katalog S.140f.) gestaltet. Von 1973 bis 1975 lebt er in New York, danach wieder in Düsseldorf. Am 17. Februar 1977 stirbt er auf den Maladiven an Herzversagen.
ln unserer Ausstellung zeigen wir freie Papierarbeiten und Entwurfszeichnungen für Raumgestaltungen (darunter den noch nicht publizierten Entwurf einer Raumarbeit für die Bayerische Rückversicherung in München, die leider nicht realisiert worden ist), Wandobjekte von 1964 und 1968, Stoffbilder aus 1968 und 1972 und wichtige Graphik, darunter die 'Prototypen', die 'Suite' und '5 Miniaturen'. Leider war es uns nicht möglich, Arbeiten auf Metall zu zeigen.
Den vielfältigen Aspekten der Arbeiten Palermos wird von verschiedenen Autoren im Katalog nachgegangen, das einfühlsame Gespräch zwischen Laszlo Glozer und Joseph Beuys über Palermo von 1984 ist noch einmal nachgedruckt worden. (Kat. S. 202ft.) Auf die Frage Gloszers nach dem Potential des Werkes für heute antwortet Beuys: "Es kann genutzt werden als Bewußtsein für eine neue Ordnung. Und in diesem Bewußtsein für eine neue Ordnung taucht Palermo natürlich auf wie ein ... jungverstorbener Dichter, der ein Fragment hinterlassen hat, an dem man aber doch den ... Impuls der Zeit ablesen kann. Und wie das oft ist bei Fragmenten: Sie haben eine Ausstrahlung im Sinne des Poetischen .... man sollte seine Bilder wahrnehmen wie einen Hauch. Das Ganze hat etwas von einem Hauch, der auch wieder verschwindet. So wie oft sein Leben war. Er war da, die Farben und Formen sind in Erscheinung getreten, dann ist er wieder weggegangen."
Christine Tacke.