Der Kunstraum München e.V. zeigt die erste Einzelausstellung in Deutschland der New Yorker Künstlerin Jennifer Bolande. Sie enthält neue fotografische Arbeiten, Serien digitaler Fotos und Zeichnungen, sowie zwei ältere und eine neue Skulptur.
Fotografie und Skulptur sind für Bolande keine getrennten Werkbereiche. Sie greifen eng ineinander, wobei die Künstlerin auch Arbeiten im Zwischenbereich dieser Medien produziert. Trotz der Singularität der Werke stehen diese in mannigfaltiger Beziehung zueinander. So ergeben sich sowohl literarischemotionale, als auch inhaltlich-strukturelle Verbindungen. Die großen Farbfotografien besitzen nicht zufällig ein quadratisches Format und erscheinen wie Module, die auf unterschiedliche Weise zusammengesetzt werden können. Die Konfrontation verschiedener, aber motivisch verwandter Aufnahmen findet bei den Computerprints auf einem Bildgrund statt. Dabei wird häufig das Kontaktblatt als scheinbar authentische Struktur verwendet, jedoch digital als Fake-Contact-Sheets verfremdet.
Die Fotografien erinnern nicht zufällig an film stills, zeigen sie doch temporäre Situationen, Anordnungen, die von der Künstlerin konstruiert wurden. Beispielsweise Trucks, die in einem Halbkreis stehen und sich vermutlich in kürze in alle Richtungen entfernen. Ihre quadratische Rückseite ist offen, man blickt durch einen Rahmen in ein dunkles Interieur, so als würde es sich hier um ein Portal oder leere Bühne handeln. Nicht nur auf diesem, sondern auch auf anderen Fotografien von Bolande findet man Fahrzeuge, Objekte, die auf Mobilität verweisen. Ihrem Charakter nach sind es Behälter, die etwas umgeben und einrahmen, ein Aspekt, den ihre Arbeiten betonen.
Von zentraler Bedeutung für Jennifer Bolande ist das Verhältnis von Subjekt und Objekt, der Zugriff auf den Gegenstand. Sie stellt auf experimentelle Weise die haptische der visuellen Aneignung eines Objekts gegenüber. Ihre Hand taucht als Tastorgan auf verschiedenen ihrer neueren Farbfotos auf. Aus der Beschäftigung mit dem Blick entwickelte sich ein besonderes Interesse an der Form des Kegels und der Kreises. Letzerer erscheint auf ihren Arbeiten aber auch als Ort, der heraus- und freigestellt wird, freigelassen wird als Lücke oder Leerstelle. Mehrfach bleibt das Zentrum ihrer Werke leer oder ist schwarz. Bei ihren Dispositionen geht es auch um Grenzziehungen, ein Abgrenzen von Territorien, ein Außen und Innen, das Bolande aber nicht mit abstrakten Mitteln, sondern mit alltäglichen Mitteln formuliert.