Wir laden Sie herzlich ein zur Eröffnung und Katalogpräsentation "Crotla presents IV" am 1. Juni 2012, um 19 Uhr, Ausstellungsdauer: 2. bis 3. Juni 2012, 12 bis 19 Uhr.
Zum mittlerweile vierten Mal öffnen sich vom 1. bis 3. Juni die Türen zu einer fiktiven Sammlung. Wie schon in Volume I bis III wird den Besuchern vorab nicht preisgegeben, was sie erwartet. Die Verschleierung provoziert eine Art Spannungsmoment und versucht, die Unvoreingenommenheit des Besuchers zu gewährleisten. Generell spielt der Besucher in diesem Projekt eine ambivalente Rolle: An erster Stelle funktioniert er als Rezipient, denn welchen Sinn macht eine Sammlung ohne Besucher? Zudem funktioniert er auch als Bestandteil des Gesamtkunstwerkes, bei dem er die wichtigste und zugleich kleinste Einheit darstellt; unerlässlich um dieses Projekt zum Leben zu erwecken.
Die Konzeption der Sammlung als Gesamtkunstwerk, bestehend aus Theater, Musik, Film, Kunst, Künstlern und Besuchern, steht nicht nur in der Tradition Wagners oder Kandinskys, sondern spielt überdies mit anderen kunsthistorischen Topoi, wie dem Paragone – der ewig währenden Auseinandersetzung zwischen den Bildenden Künsten: der Malerei, Bildhauerei und Architektur. Dem Streit um die Vormachtstellung einer dieser Gattungen wirkt entgegen, dass neben den präsentierten Kunstwerken gleichwertig Theater- und Filmvorstellungen gezeigt werden.
Mit dem Ziel, die konventionelle Vorstellung von Kunst zu sprengen, negiert die Ausstellung jegliche Form von Hierarchisierung. Theater und Film korrespondieren mit den ausgestellten Kunstwerken, befruchten sich gegenseitig und bilden gemeinsam mit den Besuchern eine Einheit. Das Erfahren von Kunst wird zum Ereignis, welches alle Sinne anspricht.
Termine
Freitag, 1. Juni, 19 Uhr: Eröffnung und Katalogpräsentation „Crotla Presents“ – Vorstellung des Kataloges „Crotla Presents“ mit Texten von Jenny Mues und Daniela Stöppel und einem Gespräch zwischen Dr. Ulrich Luhmann (Sammler) und Helmut Seiler (Galerist)
Samstag, 2. Juni, 21 Uhr: Filmvorführung: ?????? ???? / Erste Etage (Russland, 1990, 65 min)
Regisseur: Igor Minaev?, Darsteller: Alexander Bird, Svetlana Kryuchkov, Yevgeny Dobrovolskaya, Kirill Alekseev, Lyudmila Davydova, Maxim Kiselev, Nikolai Tokarev, Alexander Klemantovich
Der Film, mit Maxim Kiselev in einer der Hauptrollen, erzählt eine tragische Liebesgeschichte und lief 1990 im Rahmen der „Quinzaine des Réalisateurs“ des Filmfestivals von Cannes. Der Film wird in russischer Originalfassung mit französischen Untertiteln sowie mit Live-Übersetzung ins Deutsche gezeigt.
Sonntag, 3. Juni, 21 Uhr: Theatervorführung „Die letzten Tage der Menschheit oder der Untergang der Welt durch schwarze Magie“. Eine Theater-Installation nach Karl Kraus
Konzept und Idee: Bülent Kullukcu, Musik, Video, Bühne, Licht, Realisation: Bülent Kullukcu, Anton Kaun, Dominik Obalski
„Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus ist in den Jahren 1915–1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg entstanden. In über 200 nur lose zusammenhängenden Szenen, die auf wahren Quellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges und der Welt dargestellt. Karl Kraus selbst hatte das Stück zunächst für unspielbar erklärt: Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermögen ihm nicht standzuhalten. Über ein Drittel des endgültigen Textes ist aus Zitaten montiert: aus Zeitungen, militärischen Tagesbefehlen, Gerichtsurteilen u.a. Kraus schrieb darüber im Vorwort: „Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen; ich habe gemalt, was sie nur taten. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate.“
In der installierten Theater-Inszenierung wird die Welt, die wir kennen, in eine illusorische Modell- und Videolandschaft verwandelt, in ihrer Monstrosität erfahrbar nur durch die Linsen verschiedener Kameras. Mittels Kraus’ Stück und unter Verwendung anderer Textfragmente (J. L. Nancy, A. Artaud) entsteht eine Bestandsaufnahme projizierter Emotionen und Schmerzen durch die heutigen modernen Kommunikationsmittel, unserer „Beschleunigung der Wirklichkeit“ sowie der Mutation durch diese schwarze Übermagie in Untote eines alles bedrohenden „Cannibal Holocaust“.