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[Film- und Vortragsreihe] Prospective Perspectives
Vortrag / Gespräch
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Kategorie
Vortrag / Gespräch
Typ
Vortrag, Filmvorführung
Start
22.03.2017
Ende
07.05.2017
Beschreibung

In einem postutopischen wie gleichermaßen posthumanen Zeitalter wirken positive Zukunftsentwürfe – wie sie insbesondere die Kunst der 1960er und 1970er Jahre noch maßgeblich bestimmt hatten – wie anachronistische Relikte einer anderen Zeitrechnung. Der Zukunftsoptimismus erscheint regelrecht eingeklemmt zu sein zwischen einem Angriff von rechts als naives Gutmenschentum oder einem linken Abtun als gezielte Verblendungsstrategie.

 

Lässt sich das Einüben von Zukunftstechniken tatsächlich auf pragmatische Vorsorge- und Prepperstrategien, eine Verteidigung des Status Quo oder eine vermeintliche Kreativität des Entrepreneurships reduzieren? Gibt es nicht historische und gegenwärtige Modelle von Emphase, Bejahung, Spaß und positivem Denken, die sich für einen – wenngleich korrumpierten – , aber möglicherweise doch wirksamen Begriff von Freiheit in Anschlag bringen lassen? Wie wäre eine erneuerte Theorie des Komischen und des Lachens?

 

Die Reihe fokussiert, in Lang- und Kurzfilmen oder mit Video und Performance, Zukunftsentwürfe jenseits von Weltuntergangskatastrophen oder technischer Utopien, die positive Handlungsmuster des sozialen und ökonomischen Zusammenlebens entwickeln. Sie befragt in kritischen Gesprächen deren aktuelles handlungspolitisches und theoriebildendes Potential.

 

 

PROGRAMM

Mittwoch, 22.03., 19 Uhr
AFRIKA I – African Futures Speculated

Der erste Teil des (Kurz-)Filmprogramms zeigt drei kritische Positionen aus dem Genre des Afrofuturismus. Hier werden Zukünfte auf Basis (westlicher) Wertesysteme sowie technologischem und ökonomischem Fortschritt imaginiert, diesen jedoch eine nicht-westliche Perspektive entgegengestellt.

Wanuri Kahiu, »Pumzi« (2009)?, ca. 22 min
Kibwe Tavares, »Jonah« (2013)? ca. 18 min
Neil Beloufa, »Kempinski« (2007) ?ca. 14 min

Kuratiert von Kerstin Pinther, Agnes Stillger und Alexandra Weigand

 

 

Mittwoch, 29. März, 19 Uhr
AFRIKA II – Futuristic Architectures Revisited??

Der zweite Teil des (Kurz-)Filmprogramms widmet sich den gegenwärtigen Aneignungen bzw. dem »afterlife« modernistischer Architekturen, die als Symbol und Ausdruck des technischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts in den Jahren nach der Unabhängigkeit entstanden sind.

Laurence Bonvin, »Avant l’envol« (2016)?, 20 min
Licinio Azevedo, »Night Lodgers« (2007), ?53 min

Kuratiert von Kerstin Pinther, Agnes Stillger und Alexandra Weigand

 


Mittwoch, 5. April, 19 Uhr
Ruth Anderwald + Leonhard Grond: Über den Taumel
Hasenherz oder die Lust am bewegten Bild und Wort

Einführung, Film und Diskussion mit Leonhard Grond, moderiert von Nina Holm

Kann der Taumel eine Ressource sein? Was bleibt von Verunsicherung, Desorientierung, von Rausch und Ekstase? Was bedeutet es, in der Unsicherheit einen Gedanken zu fassen, eine Handlung zu setzen, eine Idee zu wagen? Gerade in Zeiten globaler und persönlicher Krisenbeschwörungen sind diese Fragen aktuell. Das Künstlerduo Ruth Anderwald + Leonhard Grond (Wien) erkundete drei Jahre lang in ihrem künstlerischen Forschungsprojekt »Taumel – eine Ressource / Dizziness – A Resource« das produktive und kreative Potenzial des Taumels. Ein in dieser Zeit entstandener Kurzfilm wird von den Künstlern in dem von ihnen entwickelten Format namens HASENHERZ präsentiert: in Appropriation der Methoden von Arnold Schönbergs »Verein für musikalische Privataufführung« wird ein Film gezeigt, gemeinsam diskutiert und dann ein weiteres Mal angesehen.

 

 

Mittwoch, 12. April, 19 Uhr
So Verrückheiten des Lebens

Filme von Hellmuth Costard und Volko Kamensky
Ausgewählt und präsentiert von Florian Wüst (Berlin), moderiert von Ralf Homann

»Divina Obsesíon«, Volko Kamensky, DE 1999, 27′
»Teilweise von mir – Ein Volksstück«, Hellmuth Costard, BRD 1973, 55′

Warum gibt es in Frankreich unzählige Kreisverkehre, deren Mitte mit Kunst verziert ist? Wie lassen sich 600 Passanten in Hamburg und München dazu bringen, einen Monolog über die moderne Arbeits- und Konsumgesellschaft zu halten? Diese beiden so unkonventionellen wie humorvollen Filme gehen der Absurdität nach, die bei genauerem Hinsehen in der uns vertrauten und allzu durchorganisierten Alltagswelt steckt, und spielen gleichsam auf die Möglichkeit sozialer Veränderung an.

Florian Wüst lebt als freischaffender Künstler, Herausgeber und Filmkurator in Berlin. Seine Arbeit beschäftigt sich mit der europäischen Nachkriegsgeschichte und dem sozialen, ökonomischen und technischen Fortschritt in der Moderne. Wüst schreibt, referiert und unterrichtet häufig zu Themen rund um Film und Gesellschaft. In 2011 ko-initiierte er Haben und Brauchen. Seit 2016 ist er der Film- und Videokurator der transmediale und gründete gemeinsam mit Valeria Fahrenkrog, Joerg Franzbecker, Erik Göngrich, Heimo Lattner, Katja Reichard und Ines Schaber die »Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt«.

 

 

AUSSTELLUNG im Rahmen von KINO DER KUNST
19. bis 23.04., 14 bis 19 Uhr

»Then I saw … Nothing«
Miriam Gossing & Lina Sieckmann, Benjamin Ramírez Pérez, 
Stefan Ramírez Pérez

 

Eröffnung: Dienstag, 18. 04., 19 Uhr

Der Kunstraum München zeigt im Kontext des Filmfestivals Kino der Kunst die Ausstellung »Then I saw … Nothing« mit Werken von Miriam Gossing, Benjamin Ramírez Pérez, Stefan Ramírez Pérez und Lina Sieckmann. Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf drei künstlerische Positionen, die sich filmisch mit Fragen der Wahrnehmung und der Täuschung auseinandersetzen. In »Ocean Hill Drive (2016, 21 Min.) untersuchen Gossing/Sieckmann, die seit mehreren Jahren als Künstlerinnenduo zusammenarbeiten, das Phänomen des »Shadowflicker« und dessen beunruhigend-hypnotisierende Wirkung. Benjamin Ramírez Pérez’ Filminstallation »A Fire in My Brain that Separates Us« (2015, 17 Min.) assembliert Bild- und Textreferenzen auf »Gaslighting«-Filme zu einer Erzählung über Halluzination, Manipulation und Verführung. »As Much As Anyone« (2016, 17 Min.) von Stefan Ramírez Pérez porträtiert Schauspielerinnen in Los Angeles und wirft dabei Frage nach einer fiktiven Authentizität auf. 

 

Eingeladen von Heike Ander

 

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), an der die vier Künstler*Innen studiert haben.

 

 

Montag, 24.04. 19 Uhr

bankleer: Die Irrenden. Europäische Defigurationen 

Die Berliner Künstlergruppe bankleer stellt ihren aktuellen Katalog vor, der das Projekt »Die Irrenden. Europäische Defigurationen« dokumentiert, das im letzten Sommer auf dem Münchner Max-Joseph-Max stattgefunden hat. Mit Sounds (Patrik Catani) und Rezitationen zu »Die Irrenden« sowie Inserts zu Bachtin, Rabelais und dem politischen Künstler als Panurgen (mit bankleer, Olaf Becker und Daniela Stöppel). 

 


Mittwoch, 03.05, 19 Uhr
Die letzten Tage und der Tag danach
Der Pessimist hat’s leicht, die Katastrophe ist unterhaltsam(er als eine Heile Welt). 

 

Film Lecture von Holger Dreissig

Fantômas, Propaganda, Planwirtschaft, Hollywood, Digitalismus, Shangri-La und Laogai. Cinephilie ist mehr als mit der Kenntnis möglichst abseitiger Filme aufzutrumpfen und über Trashperlen abzulachen. Fiktion weiß mehr über Zukunft als Rationalismus.

 

Holger Dreissig ist Bildender Künstler, Autor und freier Regisseur. Diverse Video- und Filmarbeiten. Von 1992 bis 2015 entstand der 24-teilige Theaterzyklus Verwaltungsperformance. 1995 Gründung der JEANSGRUPPE. Zahlreiche Festivaleinladungen. 2008 Gründung des C.L.A.I.M.e.V. – Club latenter Anmut in München. 2012 bis 2015 Mitwirkung im Brand Fiction Space, AUDI. Mitinitiator von Monokultur München – Autopsie einer Stadt.

 


Sonntag, 07.05, 14 Uhr

Minna L. Henriksson: Burning Questions
Finnische Perspektiven auf Lenin 1917/2017: »Was tun?« (Lenin) oder »Was nun?« (Trotzki)

 

Einführung und Exkursion nach Schwabing mit Minna L. Henriksson, moderiert von Ralf Homann

 

Die Exkursion zu einigen der Münchner Lenin-Orte nehmen wir zum Anlass einer kollektiven Recherche und eines gemeinsamen Wissensaustausches zusammen mit der Künstlerin Minna L. Henriksson. Ein möglicher Zugang könnte Lenins programmatische Schrift »Was tun?« sein, an der er während seines Münchner Exils Anfang des 20. Jahrhunderts arbeitete.

 

Treffpunkt und Einführung: Kunstraum, 14:00 Uhr
Beginn der Exkursion nach Schwabing: 14:45 Uhr
Anschließend Lenin Reading in einem Schwabinger Biergarten (bei schönem Wetter)

Minna Henriksson is in Munich in order to find out more about the history of the city in relation to V. I. Lenin. The walking tour to some of the main Lenin-sites in Munich is a chance for a collective enquiry and sharing of knowledge about that specific history, where everyone participating is welcome to contribute with their knowledge. Before the walk, in discussion with Ralf Homann, Minna L. Henriksson will also introduce her previous work with Lenin, and how the memory and legacy of Lenin has been preserved in Finland in different periods and today.

Minna Henriksson is a visual artist currently living in Helsinki. Her work is research-based and relates to artistic post media practices exercising a disparate range of tools including text, drawing, photography and radio-play. She is interested in covert deep political processes that appear to be neutral and natural. One of the fields of focus in her work has been the dynamics and power-positions within the art scene. Henriksson co-edited book Art Workers – Material Conditions and Labour Struggles in Contemporary Art Practice focusing on problematic aspects in art workers’ labour conditions in Finland, Sweden and Estonia. She studied art in Brighton, Helsinki and Malmö and has lived longer periods in South-East Europe. Henriksson was a candidate for the Vienna based Anni and Heinrich Sussmann Award supporting artists who are committed to democracy and antifascism.??Through her exhibition »Lenin in Aurakatu« about the Lenin monument in front of the Art Museum in Turku, Minna Henriksson started a long term examination of Lenin’s role in the independency process of Finland, and the period in Finnish foreign politics called »Finlandization« that perhaps explains the erection of the monument in relatively conservative city of Turku in 1977.