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Peruanische Erdzeichen
Ausstellung (Solo)
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Kategorie
Ausstellung (Solo)
Typ
Einzelausstellung
Start
30.09.1974
Ende
31.10.1974
Personen
Beschreibung

Der KUNSTRAUM MÜNCHEN und SIEMENS zeigen in der Zweigniederlassung München, Richard-Strauss-Straße 76, eine Fotoausstellung der berühmten Scharrbilder auf der Hochebene von Nazca in den Peruanisehen Anden. Die deutsche Mathematikerin und Geographin Maria Reiche und der Kulturforscher Hermann Kern haben die Fotos aus einem Zeitraum von 30 Jahren für die Ausstellung zusammengestellt, die 1974 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das aktuelle Interesse an der Archäologie allgemein und an Zeugnissen früherer Kulturen im besonderen, veranlaßte den KUNSTRAUM München, die erregenden Fotos Maria Reiches noch einmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Zwischen Nazca und Palpa, auf einer wüstenartigen Hochebene südlich von Lima hat 1939 der amerkanische Kulturhistoriker Paul Kosok (Long Island University New York) vom Flugzeug aus gewaltige Zeichen entdeckt Tiere (wie Affe, Wal, Katze, Spinne, Seeadler), menschliche Figuren ein Netz von Linien und Flächen, die wie Pisten eines Flughafens aussehen und deren Bedeutung völlig rätselhaft ist. Alle Hinweise, weshalb die Nazca-Wüste als überdimensionales Zeichenbrett benutzt worden ist, sind verlorengegangen. Kosok zufolge sind die Linien weithin astrographisch lesbar, sie dienten gleichsam als "astronomische Meßgeräte" zur Erstellung eines Kalenders; so weist eine Anzahl von Linien an bestimmten Tagen, wie etwa der Sommersonnenwende, in die Richtung des Sonnenauf- und untergangs. Die Hunderte von kleinen Steinhaufen, die man am Ende und in der Nähe der Linien fand, haben vielleicht als Hilfe beim Zählen der Tage gedient. Die Bedeutung der Linien ist somit weitgehend geklärt, während die Tierdarstellungen nur mit Deutungen, Hypothesen versehen sind. Daß die Zeichen neben ihrer instrumentalen Funktion auch einem kultischen Zusammenhang entsprechen, kann angesichts der Tatsache, daß astronomische Erkenntnisse auch in anderen früheren Kulturen immer einem mythischen Weltbild eingegliedert waren, als abgesichert gelten.

 

Hermann Kern (1941-1985) meinte dazu, daß die vielen verschiedenen labyrinthartigen Spiralen mit ihrer betonten Einwärts- und Auswärts-Bewegung wohl auch als Vorlage für vorgeschriebene (Prozessions-?) Bewegungen gedient haben.

 

Kosok machte Maria Reiche auf seine Entdeckung aufmerksam, die sich seit 1946 der Inventarisation, Erforschung und Deutung dieser Zeichen widmet. Unterstützt wurde sie allein vom Servicio Aerofotografico Nacional der peruanischen Luftwaffe.

 

Die Arbeiten entstammen der Nazca-Kultur, die von ca. 300 v. Chr. bis 900 nach Chr. in der Gegend heimisch war, vor der Landnahme durch die Inkas, welche offenbar die Zeichen bis ins 13. Jhd. ergänzten. Die Linien sind zwischen vier Meter und zehn Kilometer lang; die Flächen erstrecken sich über vier Meter bis zu einem Kilometer, die Tierdarstellungen messen 15 bis über 300 m.

 

Maria Reiche glaubt das Verfahren, wie diese Scharrbilder entstanden sind, genau zu kennen: Indem man sorgflältig die dunkle Erdkruste wegscharrte, legte man oft nur weinige Zentimeter breite Streifen des sandgelben Untergrundes frei. Die von der bloßen Erde und von schmalen Linien aus aufgehäuften Steinchen sind am Boden leicht zu übersehen, obwohl sie ein Gebiet von fast 50 Kilometer Länge und etwa 15 Kilometer Breite einnehmen. Ebenso irritierend wie die Formen und deren Lage ist die Genauigkeit, mit der die Muster von Nazca gebildet wurden. Die Zeichnungen von Pflanzen und Tieren sind ganz hervorragend proportioniert, und die geraden Linien schießen wie Pfeile kilometerweit über hügeliges Gelände und Wasserläufe.

 

Die alten indianischen Gelände-Grafiker, die über ein hohes Abstraktionsvermögen verfügt haben müssen, denn die Zeichen sind nur dank des Hilfsmittels Flugzeug überschaubar, fertigten zunächst ein kleines, knapp zwei Meter großes Modell an, das sie dann hundertfach vergrößert in den Boden kratzten. Die Figuren-Forscherin errechnete, daß die Nazca-Zeichner als Grundmaß die Länge eines Fußes verwendeten: genau 26 cm.

 

Die überdimensionalen Zeichen durch "Privatforscher", Touristikunternehmen und Umwelteinflüsse (Die "Traumstraße der Welt", die transamerikanische Autostraße führt durch dieses Gebiet) sind inzwischen teilweise zerstört.




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