Am 8. April zeigen die acht Künstler im Kunstraum München eine Editionsbox mit jeweils einer Arbeit in einer Auflage von 15 Stück. Der Abend ist ein Teaser auf die Ausstellung »Collateral Collaboration« im Kunstraum Spazio Ostrakon in Mailand im Juni 2015. Die Editionsbox ist nur am 8. April zum absoluten Vorzugspreis zu erstehen. Mit dem Erlös wird der Transport nach Mailand sowie eine die Ausstellung begleitende Publikation finanziert.
In der Ausstellung »Collateral Collaboration« im Kunstraum Spazio Ostrakon, Mailand, erproben die jungen Künstler Niko Abramidis &NE, Roland Burkart, Alberto Finelli, Evyenia Gennadiou, Josef Knoll, Amedeo Polazzo, Jonas von Ostrowski und Johannes Tassilo Walter eine hierarchische Form der Zusammenarbeit, die der taktisch-strategischen Bedeutung des Wortes Kollaboration auf den Grund zu gehen sucht.
Historisch gesehen bedeutet Kollaboration erst einmal so viel wie Zusammenarbeit mit dem Feind, zu Zeiten der Besetzung. In der zeitgenössischen künstlerischen Praxis wird der Kollaboration heute ein weitgehend progressiver Charakter zugeschrieben, wobei das besonders im Hinblick auf die Auflösung einer eindeutig zuschreibbaren Autorenschaft geschieht. Dass gerade dieser Anspruch heute zu einer Technologie neoliberaler Strukturen geworden ist, um nicht nur Autorenschaft, sondern auch Verantwortung zu verwirren, das ist es, woran sich diese jungen Künstler stoßen.
Um gerade den merkantilen Aspekt einer Zusammenarbeit hervorzuheben, gehen die jungen Künstler in der Ausstellung »Collateral Collaboration« in ihrer Zusammenarbeit einen vollkommen anderen Weg: Sie werden sich gegenseitig zu Vorgesetzten. Jeder der Künstler gibt bei dem nächsten eine Arbeit in Auftrag. Dabei kennen sie ihre Arbeitsweisen sehr gut und wissen genau wie sie sich treffen können. »Das ganze soll keine harmlose Tandelei sein, sondern eine scharfe künstlerische Kritik, an der Arbeit der Anderen.« bemerkt Jonas von Ostrowski, »Dadurch ensteht ein runder Tisch voller Spitzen«.
Gebraucht euch! Braucht euch! Missbraucht euch! Die jungen Künstler wollen die Kollaboration der verantwortungslosen Doppelbödigkeit im vermeintlich lustvollen Miteinander entreißen, um sich den Wunsch zu erfüllen, den Andy Warhol vielleicht vergeblich hegte: Den Wunsch nach einem Vorgesetzten, dem man widerspenstig gegenüberstehend, den Wunsch von den Lippen abzulesen sucht. Es geht hier nicht darum, miteinander zu verschmelzen um einen gezähmten Wolf im Schafspelz zu züchten, der seinen Namen nicht mehr aussprechen kann, sondern im Gegenteil um eine verdoppelte, gesteigerte Autorenschaft, in deren serpentinenhafter Windung zischend Lob und Tadel manifest werden, in deren »funkelndem Speichel« (Amedeo Polazzo) Gift und Heilmittel zu finden sind. Es soll sich eine Verbindung zwischen den Arbeiten ergeben, die dem Reißverschluss den Schock des Vulgären erneut zu verleihen vermag. Der Ekel an der Zusammenarbeit, die so oft nichts weiter ist als ein Hyperlink, der die Gesamtzahl der Clicks plump steigern soll, nichts weiter als billiges und eitles Marketing unter der schlapp herabhängenden Fahne der Progression; dieser Ekel wird hier abgeschmettert, um den Pomp der klaren Grenzen zu zelebrieren.
Felix Pfahl