Dein hässlicher Autonomiebegriff in seiner perversen Freude an bildhafter Fixierung webet und wohnet auch in. In Person quillt an seine Grenzen dies. Wider die selben Begriffe und Vorstellungen zu erfahren wird wider erlebt. Ebnet jede Festsetzung (ja die selbst gewählte) Gesamtheit. Selbst schreibt sich auch hier: Leo Lencsés Jannis Marwitz Christian Rothmaler Philipp Schwalb. Werkchen zerschellt durch Fixierung wie die. Hier und immer siehe oben und Unten. Dort zerbricht Schöpfung. Schneeluft kann nich schmelzen dafür Eisen. ICE im historischen Weltatlas gefunden.
Leo Lencsés, Jannis Marwitz, Christian Rothmaler, Philipp Schwalb
Auch deine Stadt hat Gedichte.
DIE ist ein Kooperationsprojekt der drei Künstler Jannis Marwitz, Christian Rothmaler und Philipp Schwalb aus Hamburg und dem Münchner Leo Lencsés. Mit der Ausstellung stellt der kunstraum muenchen nach langer Zeit wieder Positionen aktueller Malerei vor.
Im ersten Stock des kunstraums präsentieren die Künstler Einzelarbeiten: Bilder, gemalt vorzugsweise in den Primärfarben und ihren Komplementären, mit dem Grundvokabular geometrischer Formen bzw. abstrahierter Gegenständlichkeit, durchsetzt von Symbolen und Schriftzeichen. Die zusammenhangslosen Farben und formalen Bildelemente erzeugen mehr oder weniger eindeutige Gestalten und machen deutlich, dass es nicht um die Art der Darstellung, sondern um das ‚Wie’ des Sehens geht. Der Berliner Kunsthistoriker Christian Malycha attestiert dieser Malerei eine Spannung zwischen frühmodernem Pathos, das auf jene reinen, weltumgestaltenden Formen hoffte, und der Ernüchterung, die etwa Holocaust und Fast Food unwiderruflich in die Welt brachten. Leo Lencsés zeigt eine Serie von dünnen Betonplatten mit grafischen Motiven und eine großformatige Papierarbeit.
Im ersten Stock ist eine von allen erarbeitete Installation zu sehen, die von einer großformatigen Papierarbeit von Lencsés und weiteren Bildern von Marwitz, Rothmaler und Schwalb an den Stirnwänden gerahmt wird. Die Konzeption der Installation geht vom Motiv des Fraktals aus. Benoît Mandelbrot bezeichnet damit die Selbstähnlichkeit von natürlichen oder künstlichen Gebilden bzw. geometrischen Mustern, die sich ins Unendliche fortsetzen lässt; bekanntestes Beispiel dürfte das sogenannte „Apfelmännchen“ sein.
Erhellend für die Theoriebildung der Hamburger ist die Arbeit des Kartoffelverlags, den sie gemeinsam betreiben. Die Publikationen stehen in der Tradition von Aby Warburgs Bilderatlanten und gehen über konventionelle Ausstellungskataloge weit hinaus: neben Abbildungen der originalen Bildwerke und Ausstellungsansichten beinhalten sie eine dichte Materialsammlung aus Texten – literarischen, wissenschaftlichen, lexikalischen, etc. – und Bildern aus den unterschiedlichsten Bereichen, aus den Printmedien und dem Internet, found footage und Reproduktionen bekannter Kunstwerke. Die Mixtur ist jedoch keineswegs chaotisch angelegt; im Gegenteil sind Verwandtschaften zu erkennen. Die Aufhebung der Grenzen von high and low unterwandert dabei hartnäckige Klischees, um sich ernsthaft mit Kunst auseinandersetzen und Kulturgeschichte anders schreiben zu können.
Auch diese Ausstellung soll am Ende in einer Publikation die Ergebnisse der Recherchen versammeln und die eigene Malerei den gefundenen Bildern gegenüberstellen. Der interdisziplinäre Diskurs wird in Textbeiträgen sowohl von den Künstlern selbst sowie von Gastautoren aus Kunstwissenschaft, Soziologie und Kartografie erweitert und vertieft.
Die Ausstellung wird von Luise Horn und Sabine Weingartner kuratiert.
Leo Lencsés, geb. 1984 in Filderstadt, lebt und arbeitet in München
Jannis Marwitz, geb. 1985 in Nürnberg, lebt und arbeitet in Hamburg
Christian Rothmaler, geb. 1982 in Kiel, lebt und arbeitet in Hamburg
Philipp Schwalb, geb. 1984 in Filderstadt, lebt und arbeitet in Hamburg
Einzel- und Gruppenausstellungen seit 2008, Gründungen von Gruppierungen mit jeweils wechselnden weiteren Partnern (u. a. VANDEL, 8. Salon), von Galerien (The Galleries des 21. Jahrhunderts pour astrazione e immagine, Prince of Wales) und dem Kartoffelverlag.
Termine
Mittwoch, 22. Februar, 19 Uhr: Eröffnung