In der Ausstellung »restate« zeigen Renaud Bézy (Paris), Albert Weis (München) und Doris Maximiliane Würgert (München) Arbeiten, denen eine Auseinandersetzung mit räumlichen Situationen gemein ist. Die Arbeiten der Künstler/innen resultieren aus einer Demontage und dem Re-Arrangement unterschiedlicher Realitätsebenen und Raumbegriffe. Realer und imaginativer Raum überlagern sich und erzeugen einen veränderten Wahrnehmungsprozess.
Doris Maximiliane Würgert präsentiert drei großformatige Bilder, die auf einen gedachten Raum rekurrieren, der den realen durchdringt. Eine Bezugsebene (beispielsweise der Boden) dieses vorgestellten – und fragmentarisch visualisierten – Raumes liegt verschoben zu der des Kunstraums. Abgebildetes Mobiliar wird demnach nur ausschnitthaft sichtbar. Die Reduktion auf elementare Formen und Flächen und das Nichtvorhandensein narrativer Details veranlasst den Betrachter, den »leeren Raum« mit den Bildern seiner eigenen Erinnerung aufzufüllen.
Mit einem temporären Einbau strukturiert Albert Weis den Ausstellungsraum in verschiedene positive und negative Räume. Die Installation besteht aus zwei Boxen: einem Warteraum mit einer Toninstallation und einem Projektionsraum. Die Videoprojektion zeigt wiederum einen Ausschnitt aus einer realen Wartesituation. Der Titel der Installation »l, m« verweist auf alltägliche Besuche bei Behörden und Institutionen und damit verbundenen alltäglichen Lebenssituationen.
Renaud Bézy präsentiert computeranimierte Videos und einen wandfüllenden Inkjet-Print. Ein Video nimmt thematisch das Gebäude als architektonische Struktur auf. Eine Anordnung gleichartiger Häuser fällt in einer künstlichen Animationsschleife laufend in sich zusammen und rekonstruiert sich anschließend wieder wie von selbst. Der Begriff von Raum bildet sich hier durch seine (architektonische) Hülle. In der Videoprojektion wird mit ähnlichen digitalen Mitteln eine Armada von Gewindeschrauben dargestellt, die sich in militärischer Formation durch den »Raum« schraubt. Hierbei wird der monochrom rote Hintergrund erst durch diese Formation und deren Bewegung im »Raum« auch als solcher erfahrbar. Der Inkjet-Print zeigt eine modular aufgebaute, gitterartige Struktur. Diese öffnet einerseits den Raum des »Dahinter«, dessen Zugänglichkeit sie jedoch gleichsam verweigert.
Trotz einer geistig-strukturellen Verwandtschaft entwickeln die Künstler ganz heterogene Entwürfe eines möglichen, wie auch eines real erfahrenen Raumes. Wenn es auch einer Vereinfachung gleichkommt, lassen sich doch bestimmte dominierende Interessen der Künstler/innen feststellen. Einem demiurgischen Prinzip, das sich einer medienbedingten artifiziellen Popästhetik bedient (Renaud Bézy), steht eine atmosphärisch geprägte, kontemplative Bestandsaufnahme von Raumwahrnehmung gegenüber (Doris Maximiliane Würgert). Einer Untersuchung des Raumes als Ort sozialer Organisation und psychologisch-individuellen Erlebens kommt die Installation Albert Weis’ gleich.
Kurator: Rüdiger Belter.
Termine:
Donnerstag, 18. Januar 2001, ab 19 Uhr: Eröffnung