Die Ausstellung von Gustav Metzger und Eva Weinmayr im kunstraum muenchen steht im Zusammenhang mit dem von Florian Matzner herausgegebenen Buch »Water Found on Mars« (2006) der beiden KünstlerInnen. Darin werden die drei jüngsten Werkgruppen von Eva Weinmayr assoziativen Texten von Gustav Metzger gegenübergestellt.
Ausgangspunkt von Eva Weinmayrs künstlerischer Arbeit sind die Sprach- und Bildwelten der Informationsgesellschaft. So sammelt sie die Schlagzeilen-Poster der Abendzeitung »Evening Standard«, auf denen mehrmals täglich in der Londoner Innenstadt für die aktuelle Zeitungsausgabe geworben wird. Die viel versprechende Botschaft »Water Found on Mars« ist eine dieser sogenannten Teaser Bills, deren schlagkräftige und teils verstörende Wirkung durch radikale Zuspitzung und Übertreibung entsteht. Die Zeitungsposter sind das Ausgangsmaterial für »Towards a Better Understanding«, eine Installation mit Siebdrucken, als auch für das Hörstück »I Didn’t Start the Fire«, in dem Weinmayr die Intimität der menschlichen Stimme mit der anonymen Reduktion von Realität in Nachrichten kontrastiert. Zu hören sein wird die Komposition in dem als »Soundkabine« genutzten Innenraum eines Autos, das vor dem kunstraum muenchen geparkt wird.
Gustav Metzger zeigt Skizzen und ein Modell zu seinem aktuellen Projekt »Siegesallee. Victory Over the Sun«. Dabei bezieht er sich auf die futuristische, russische Oper »Sieg über die Sonne« von 1913. Das Werk proklamiert den Sieg des neuen mit Technologie ausgerüsteten »Kraftmenschen« über die Sonne. Menschliche Willens- und Gestaltungskraft werden darin als Überwinder der Naturgewalten dargestellt. Daneben zitiert Metzger das im Jahr 1901 von Wilhelm II initiierte Projekt einer Siegesallee in Berlin. Die Monumentalstatuen dieser Prachtstraße sollten für ein Menschenbild stehen, das Gustav Metzger in seiner Arbeit kritisch betrachtet. In einem Modell werden die Produkte moderner Technik – Autos, Flugzeuge – auf Masten in die Höhe gehoben, spiegelnde Scheiben versinnbildlichen die auf die Erde herunter geholte Sonne. Das zerstörerische Potenzial der Geräte und Fahrzeuge, deren schädliche Emissionen die Sonne zu einer Bedrohung für den Menschen werden lassen, steht im Mittelpunkt der Arbeit.
Weinmayr und Metzger führen einen analytischen, aber poetisch offenen Dialog über gesellschaftliche Wirklichkeit. So spiegelt sich in den semantisch stark verknappten Schlagzeilen Weinmayrs zum einen die Härte der sensationshungrigen britischen Presse wider, zum anderen tut sich in ihnen eine unerwartete Poesie und Doppeldeutigkeit auf. Metzger, der seit den 1960er Jahren als Begründer der autodestruktiven Kunst bekannt ist, setzt seine Kunst bewusst gegen die kapitalistische Weltordnung und deren vernichterisches Potenzial.
Kuratorinnen: Heike Ander, Luise Horn, Daniela Stöppel.
Termine:
Freitag, den 15. September, um 19 Uhr: Künstlergespräch mit Gustav Metzger und Eva Weinmayr, moderiert von Heinz Schütz.
Samstag, 21. Oktober, 19–2 Uhr: Lange Nacht der Museen / Performance- und Aktionsvideos von Gustav Metzger und Eva Weinmayr.