Stadtgespräche sind Gespräche über die Stadt. Die Ausstellung »Talk of the Town« zeigt Videos von Frauen über den Diskurs von Frauen im urbanen Raum. Die Videoinstallationen der beiden österreichischen Künstlerinnen Ruth Kaaserer und Moira Zoitl behandeln die Thematik Gender und die Stadt mit ihren spezifischen Arbeits- und Lebensverhältnissen auf unterschiedliche Weise, auch wenn im Mittelpunkt ihrer Videofilme gleichermaßen Unterhaltungen zwischen Menschen stehen. Während Moira Zoitl darstellt, wie die Arbeitssituation von Frauen mit urbanen Strukturen korrespondiert, berichtet Ruth Kaaserer von den Erfahrungen und Wünschen von Frauen unterschiedlichen Alters im Alltag. Die Dialoge und Gespräche in den Videos von Zoitl und Kaaserer geben reale Situationen wieder, ohne dokumentarisch im herkömmlichen Sinn zu sein. Konstruktion triff auf Spuren von Authentizität, die wiederum Hinweise auf gesellschaftliche Entwicklungen geben.
In einer neuen Installation setzte sich Moira Zoitl mit Wolfsburg, einer für gegenwärtige urbanistische Tendenzen symptomatischen Stadt auseinander. 1938 aus der Retorte entstanden, hat sich in ihr durch den Aufstieg des VW-Konzerns eine Monostruktur entwickelt, die den Arbeitsmarkt der Region reguliert. Schon immer als Modellstadt fungierend wird Wolfsburg gegenwärtig zu einem »Themenpark« umgewandelt. In Interviews mit acht Frauen sowie Filmausschnitten und Kommentaren gibt die Künstlerin einen Einblick in die Arbeitswelt dieser Ausnahmestadt.
Während in Moira Zoitls Arbeiten das Inszenierte in der Art des Sprechens deutlich sichtbar wird, will Ruth Kaaserer in »Balance« (2000) den Eindruck einer normalen Gesprächssituation erzeugen. Ihre Protagonistinnen sind drei Migrantinnen, die im Außenraum über Themen wie Vergewaltigung, Massenmedien oder Zukunftspläne sprechen. Zusammen mit den dazwischen geschnittenen, ebenfalls von jungen MigrantInnen präsentierten HipHop-Stücken und -Tanzperformances vermittelt »Balance« ein Gefühl von Stärke und Fröhlichkeit. Im Mittelpunkt einer ganz neuen Videoarbeit steht das Leben einer mexikanischen Freundin in Chicago. Diese berichtet von ihren persönlichen Erfahrungen, ihren Jobs, aber auch von der Situation lateinamerikanischer Frauen in den USA allgemein.
Zu den Arbeiten gehören spezielle Situationen der Rezeption. Videoprojektionen werden in »Talk of the Town« mit Arbeiten auf Monitoren kombiniert. Die Künstlerinnen verwenden u.a. ein raumspezifisch konzipiertes Mobiliar, das eine angenehme und konzentrierte Betrachtung erlaubt. An der Eröffnung und in den folgenden Wochen werden verschiedene Veranstaltungen zu einer Neudefinition städtischen Raums durch Frauen die Ausstellung begleiten.
Kurator: Justin Hoffmann
Termine:
25. September 2002, 19 Uhr: Eröffnung
26. September 2002, 19 Uhr: Videoabend mit Ruth Kaaserer: »Es ist schwer das Reale zu berühren«, Kunstverein München, Galeriestr. 4.
03. November 2002, 19 Uhr: Videoabend mit Künstlerinnenfilmen: »hand off – compilation 01«