Bildhauerei und Musik zusammenzubringen und in einem neuen Verhältnis spezifische Eigenschaften zu entwickeln, ist die Intention der Arbeiten von Brunner/Ritz.
Das Unvereinbare, scheinbar Gegensätzliche, sich Ausschließende auf dialektische Weise zu verbinden, bestimmt ihre Arbeitsweise. Die Arbeitsteilung bleibt zwar prinzipiell bestehen - der Komponist schreibt die Partituren, der Bildhauer befaßt sich mit der Umsetzung ins Dreidimensionale -, aber von vorneherein werden Inhalt und Form, Themen und ihre Transformation seit nunmehr sechs Jahren gemeinsam erarbeitet. Jeder konzentriert sich dabei auf sein Medium, allerdings unter dem Aspekt, dessen Grenzen zu sprengen. Das Immaterielle der Musik trifft auf die materialgebundene Skulptur, die Akustik auf die optischhaptische Wahrnehmung.
Das führt zu Ergebnissen, die zunächst ungewohnt, oft überraschend und immer spannend sind. Denn gerade im Überschreiten dieser Grenzen wird das Wesentliche deutlich: der Betrachter hört und der Zuhörer sieht etwas Außergewöhnliches. D.h. unsere Wahrnehmung ist mehrfach gefordert.
Im KUNSTRAUM MÜNCHEN werden die neuestenArbeiten ausgestellt, deren Beschreibung sich dementsprechend unkonventionell liest:
"Tennispartner'', 1995, Ballwurfmaschine, zwei Pauken, zwei Resonanzflächen, 600 Tennisbälle, automatische Steuerung. Hier bespielt eine Ballwurfmaschine nach exaktenKompositionen zwei hängende Kesselpauken und Resonanzflächen.
"Acqua in bocca" , 1995, ist eine Videoinstallation, in der zwei Sänger unter ungewöhnlichen Bedingungen vom Verzweifeln singen. Außerdem ein "Duo" mit zwei Kassettenrecordern, Gummiseil, Sopran, Baß und Angstschreien; eine "Zeitmaschine" usw.
Daneben sind Zeichnungen zu sehen: "Caps", eine Partitur und Spielfläche für 2 Schlagwerker, 160 x 280 cm; "Partituren" mit Zündblättern aus Spielpistolen, Entwurfszeichnungen zur "U-Bahn-Orgel" u.a.
Dr. Luise Horn
Die "U-Bahn-Orgel" von Brunner/Ritz wird am 02.05. um 20.00 Uhr in der Haltestelle "Universität" von Oberbürgermeister Ude eröffnet.