Isa Melsheimer (geb. 1968 in Neuss, lebt in Berlin) bewegt sich im Zwischenbereich von Architektur, Design und bildender Kunst. Sie baut disfunktionale Möbel, surreale Wohnlandschaften, kreiert Tapeten und begleitet ihre objektbezogenen Produktionen mit Zeichnungen und Aquarellen. Für die Gestaltung ihrer Objekte und Installationen wechselt die junge Berliner Künstlerin, die die Meisterklasse von Georg Baselitz besuchte, souverän die Techniken, Materialien und Werkzeuge: Tischler- und Polsterarbeiten, Computerdesign und traditionelle Heimarbeiten, wie Nähen und Sticken, werden nebeneinander eingesetzt. Ihre Bildmotive, die sie auch in ihren Möbeln, Tapeten und Zeichnungen verarbeitet, entstammen der fantastischen Welt der Comics und der Computerspiele. Im kunstraum muenchen zeigt Isa Melsheimer 16 Gouachen und zwei neue Rauminstallationen: die Miniaturwohnlandschaft »Behausung III« sowie eine großformatige Bodeninstallation. Mit beiden Arbeiten reagiert sie auf die besondere Raumsituation des Ausstellungsortes.
Isa Melsheimers Wohnlandschaften sind ausgesprochen fragil. Hütten, Zelte, Nischen oder andere improvisierte Behausungen zählen zu den typischen Elementen. Die Gebäude und Möbel sind als Architektur- und Designmetaphern intendiert und nicht zum Begehen oder Benutzen geeignet. Sie vereinen in sich handwerkliche Perfektion und spielerische Improvisation gleichermaßen. Die Betrachter/innen müssen sehr dicht herangehen, um Einblick zu nehmen und alle Details zu erfassen. Die Wohnlandschaften erinnern an die virtuellen Welten von Computerspielen, in die sich die Teilnehmer/innen als verkleinertes Ich quasi hineinprojizieren können. Um sich an solchen Orten zurechtzufinden, müssen Wege gewählt und Codes verschlossener Türen geknackt werden. Auch die Bilderwelten, die die Künstlerin erschafft, geben Rätsel auf. Die Hütten und Zelte zitieren architektonisch »richtige« Gebäude, sind aber auch vergleichbar mit Spielbuden von Kindern, die sich aus eigenen Materialien ihre gegen die Erwachsenenlogik opponierenden Welten gestalten.
Die Bodeninstallation – eine Art überdimensionaler Teppich – fordert die Betrachter/innen zu einer Reise in eine künstliche Welt auf. Ein Teppich, aus verschiedenen Garnen zu einem Kosmos aus Farben und Mustern gewebt, galt in der Kulturgeschichte vielfach als Sinnbild für die Verwicklungen des Lebens. Auch in Isa Melsheimers Ausstellung wird der Teppich zum Zentrum und zieht die Betrachter/innen zu sich herab, in seinen Bann: Die Oberfläche zeigt Motive einer am Computer entworfenen Endzeitlandschaft, mit fantastischen Formkonstellationen und surrealen Wesen – übereilte Gedanken an Kunsthandwerk werden somit gleich im Keim erstickt. Für seine Herstellung verknüpfte Isa Melsheimer scheinbar Gegensätzliches: Unterschiedliche Teppichmaterialien – vom PVC über Auslegeware bis zu selbst geknüpften, langhaarigen Kuschelvorlegern – wurden integriert. Einige Partien sind niedrig und glatt, andere sind kleine Gebirge, aus wieder anderen lässt die Künstlerin Objekte herauswachsen. Inspirationsvorlagen sind persische Teppiche des 16. Jahrhunderts, Motive der 1960er und 1970er Jahre und heutige Designentwürfe. Die äußerst heterogene und schaurig-schöne Welt der Bodeninstallation befindet sich lediglich 7 cm über dem Fußboden. Damit auch die vielen Details gut zu besichtigen sind, können sich die Besucher über mehrere Stege (gebaut aus Unterteilen von Möbeln) fortbewegen.
Kuratorin: Susanne Meyer-Büser
Termine:
Donnerstag, 22. März 2001, 19–21 Uhr: Eröffnung
Freitag, den 4. Mai 2001, 20 Uhr: Diashow mit Gesang Wolfgang Müller, »Neues von der Elfenfront«