Július Koller (geb. 1939 in Piest'any, lebt seit 1948 in Bratislava), von dem zuletzt im Rahmen von Utopia Station/50. Biennale di Venezia die Installation »Atlantis (U.F.O.)«, 2003, zu sehen war, entwickelt seit Mitte der 1960er Jahre ein ebenso stringentes, erratisches wie von spielerischer Ironie geprägtes Werk, das zwischen universeller Aneignung und Skepsis pendelt. Dieses Werk Július Kollers, der zur Zeit der »Normalisierung« Anfang 1960 einer der Hauptvertreter einer inoffiziellen slowakischen Kunstszene war, die nach 1968 durch das kommunistische Regime repressiv mit einem Bann der Unsichtbarkeit belegt wurde, entwickelt sich weniger linear als vielmehr in Schleifen und ineinander greifenden Fortsetzungen und kehrt die verschiedenen Einflüsse der Zeit in Form von »Anti-Happenings«, »Anti-Bildern«, »Anti-Environments« um. In seinem 1965 veröffentlichen Manifest »Antihappening (System of Subjective Objectivity)« formuliert Koller, das Anthappening ziele auf eine »kulturelle Neuformierung des Subjektes, auf Bewusstheit, auf das Umfeld und die wirkliche Welt. Durch die Mittel der textuellen Bezeichnung ... wird die kulturelle Grenzziehung Teil des kulturellen Kontexts ...« Auf diese Weise präsentiert das Anti-Happening konzeptuelle Handlungen oder Objekte und schafft kulturelle Situationen, »Vorzeigeoperationen«, mittels derer Koller über Formen der funktionalen oder emotionalen Benutzung und Besetzung eines Ortes oder einer Situation nachdenkt. »In den Denkansätzen der internationalen modernismuskritischen Avantgarden, bei Dada und Duchamps, im Nouveau Realisme und bei der Situationistischen Internationale [fand Koller] Themen, von denen aus eine andere Position gedacht werden konnte. Gegen die zynischen technoiden Allmachtsfantasien des sozialistischen Staatsapparates und seiner Gestalter oder die gestalttherapeutischen Bestrebungen der modischen Modernisten war dem Individuum wieder die direkte Erfahrung der Realität des Kunstwerks zurückgegeben.« (Georg Schöllhammer) Der kunstraum muenchen zeigt nun, kuratiert von Heike Ander und Vit Havranek, eine Auswahl von 1963 bis heute, die Fotoarbeiten, Bilder und Objekte umfasst.
Die Ausstellung wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
KuratorInnen: Heike Ander, Vit Havranek
Termine:
11. März 2004, 18 Uhr: Vortrag von Vit Havranek, »Revolutions in the Asynchronic Space«
11. März 2004, 19–21.30 Uhr: Eröffnung mit dem Künstler
17. März und 7. April 2004, 18 Uhr: Ausstellungsgespräch