Die Einzelausstellung des Berliner Künstlers Ulf Aminde (geb. 1969 in Stuttgart, lebt in Berlin) im kunstraum muenchen versammelt Arbeiten aus dem Zyklus »The Survival of the Fittest«, die zwischen 2003 und 2005 entstanden sind. Punks, Trinker und Obdachlose, Menschen, die auf der Straße leben und deren soziales Leben dort stattfindet bzw. die dort arbeiten, sind die Protagonisten der teilweise raumgreifenden Video- und Soundinstallationen.
Die gesuchten und inszenierten Situationen hinterfragen soziale Zustände und deren Wahrnehmung. So beschreibt die Arbeit »Weiter« (2002), in der Punks ihre eigene Variante von »Reise nach Jerusalem« spielen, auf humorvolle Weise spezifisches soziales Verhalten und wirft Fragen der Gruppenbildung, des Zugehörigkeitsgefühls und der gesellschaftlichen Zuordnung auf. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Dasein als Künstler. Für die Soundinstallation »Ohne festen Wohnsitz« (2004) besuchte Ulf Aminde mit drei Obdachlosen die MOMA-Ausstellung in Berlin. In dem 30-minütigen Gespräch wird man Zeuge einer anrührenden Unterhaltung über einige der berühmtesten Kunstwerke der Welt, die aber vor allem Ausschlussverfahren im Kunstbetrieb und etablierte Muster der Kunstbetrachtung verdeutlicht. Der Titel des Werkzyklus (und gleichzeitig der Ausstellung) kommentiert nicht nur das selektive Verhalten unserer Gesellschaft, sondern beschreibt den Überlebenswillen und die Überlebensstrategien marginalisierter Gruppen und Personen im bestehenden System. Beispielhaft ist dafür die zweiteilige Videoinstallation »Täter und Opfer« (2004), die aus einer einjährigen Dokumentation einer Gruppe von Ostberliner Trinkern entstanden ist. Hier thematisiert Ulf Aminde in einer großen Projektion das energetische Potenzial der Männer anhand ihres dynamischen Fußballspiels, während er parallel dazu auf einem kleinen Monitor ihren Alltag beschreibt.
Allen Arbeiten gemein ist Amindes Interesse an der Darstellung anderer Lebens- und Arbeitssituationen nicht als bemitleidenswert, die zu verändern und dem System anzupassen sind, sondern als alternative, deren Eigenarten und Besonderheiten es wahrzunehmen gilt.
Kuratiert von Anne Kersten.
Zur Ausstellung ist ein Katalog im Zeitungsformat erhältlich.
Termine:
19. Januar 2006, 19 Uhr: Eröffnung