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Jirka Pfahl. Schwarz-Weiß-Symmetrie
Ausstellung (Solo)
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Kategorie
Ausstellung (Solo)
Typ
Einzelausstellung
Eröffnungsdatum
18.04.2012
Start
19.04.2012
Ende
27.05.2012
Beschreibung

Jirka Pfahls Arbeiten entstehen in enger Auseinandersetzung mit verschiedensten Formen von Gegenwartskultur und nehmen gleichermaßen Bezug auf subkulturelle Phänomene, Populär- und Netzkultur, Kommerz, (deutsch-deutsche) Geschichte, wie auf Kunst, Kunstbetrieb und Kunstdiskurs. Entsprechend vielschichtig präsentiert sich seine künstlerische Produktion, die von betont analogen Linolschnitten und Cut-Outs über computerbasierte Bildgenerierungen bis hin zu konzeptuellen sowie performativen und kuratorischen Formen reicht. Durch seinen appropriierenden, oft spielerisch-experimentellen Zugriff führt er aktuelle Aspekte von Medialität, Kommunikation und Diskurs einer kritischen Analyse zu. In seinen Arbeiten reflektiert er nicht nur sehr genau über „Kunst als Kunst“, sondern bezieht sich unmittelbar auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und unterzieht diese einer beständigen Überprüfung.

 

Im kunstraum muenchen fokussiert Jirka Pfahl auf einen zentralen Aspekt seiner Arbeit: die Auseinandersetzung mit Sprache im Zusammenhang mit visuellen und räumlichen Ordnungen. So sind Text und Schrift nicht nur Medien, die auf etwas anderes verweisen, die in ihrer Zeichenhaftigkeit also „transparent“ und durchlässig werden, sondern Zeichen, die eine eigene visuelle Dichte und Opazität besitzen, die das Formale zur Ebene der Bedeutung hinzutreten lassen oder diese sogar überdecken. Jirka Pfahl betont diese Eigenwertigkeit von Text, indem er einzelne Wörter, kurze Phrasen oder Textpassagen, die häufig alltäglichen Zusammenhängen entnommen sind, mit dreidimensionalen geometrisch-räumlichen Körpern verschränkt oder in symmetrisch-linearen Strukturen anordnet. Häufig ergeben sich so mehrere Lesarten: von oben nach unten, links nach rechts, in der Diagonalen und umgekehrt. Als Anagramme oder Palindrome nehmen sie mehrfache Bedeutungen an, werden zu variablen Konstellationen, deren Sinn sich ständig verändert. Durch die Anordnung einfacher Grundelemente zu Pattern und Mustern entstehen komplexe Texturen: So in der im kunstraum gezeigten Wandarbeit, in der miteinander verknüpfte Kabelbinder das Wort „ties“ formen. Zwar ahmt der Schriftzug eine Schreibschrift nach, das Wort ist aber letztlich nur ein Ausschnitt der unendlich fortsetzbaren Rasterstruktur der cable ties (engl. für Kabelbinder) und kann in seinen Dimensionen beliebig verändert werden.

 

Jirka Pfahl stellt in seinen Arbeiten inhaltliche Bezüge her, die wie ein Rollenspiel Entscheidungen ermöglichen, so dass ein Betrachter die Möglichkeit erhält, frei von diktierten Lesarten zu eigenen Interpretationen zu gelangen. Konstruktion von Sinn wechselt mit dessen Destruktion ab. Bewusst behalten seine Objekte ihren selbstgebauten Charakter, um Nachvollziehbarkeit, gleich eines Selber-Machen-Könnens, zu bewahren. Damit forciert Jirka Pfahl eine dekonstruierende Lesart, die auf die Sichtbarmachung von Sinnhaftigkeit als kontingenter Erfahrung abhebt.

 

Jirka Pfahl (*1976) studierte Medienkunst an der HGB Leipzig und war Mitorganisator des Projektraums Hoppyshop in München. Zuletzt stellte er im Latvian Centre for Contemporary Art in Riga aus.

 

Zur Ausstellung erscheint eine Edition mit dem Titel „untitled (soft pop up)“ (Stoff, Karte, Schuber, Auflage 10, je 280 €). Aus der aufklappbaren dreidimensionalen Karte fällt beim Öffnen ein dünner Stoff in jeweils anderem Faltenwurf.

 

Außerdem erscheint ein Künstlerbuch mit dem Titel „Awareheft“. Das im Atelier auf der Xerox-Maschine hergestellte Konglomerat aus Textbeiträgen, Bildern und scheindiskursiven Organigrammen untersucht das Internet bewusst im analogen, nicht zeitbasierten Medium des Künstlerbuchs. Auf sechzehn Seiten in geriefter Bindung liegt der Fokus darauf, wie 2012 Inhalte neu verarbeitet werden.

 

Awareheft, hrsg. v. Jirka Pfahl, mit Beiträgen von Jennifer Allen/Dominikus Müller, Burkhard Beschow, Enrico Meyer, Ronny Szillo, Jirka Pfahl und Hendrik, München: kunstraum muenchen 2012, 16 Seiten mit Abb., Auflage 50+10; je 6 € (ISBN: 3-923874-90-1)

 

Kuratiert von Daniela Stöppel.

19. Mai 2012, 17 Uhr: Führung mit der Kuratorin Daniela Stöppel




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