Während sich viele von uns in den veränderten Umständen einrichten und innerhalb Europas eine neue Normalität konstruiert wird, bleiben andere außen vor. Weil die globalen Reisewege weiterhin brachliegen, musste auch die Einzelausstellung SHADOW die wir für Juli geplant hatten, auf den Sommer 2021verschoben werden, denn die Künstlerin Justine Gaga (*1974) kann derzeit nicht aus Kamerun nach Deutschland einreisen.
Dennoch bleibt Justine Gaga für Sie nicht unsichtbar! Für das Nasenschild an der Fassade der Holzstraße 10 hat die interdisziplinär arbeitende Künstlerin zwei Varianten einer Grafik entwickelt, die jederzeit einsehbar ist.
In dieser Intervention schildert Gaga von ihrer Warte unweit des Äquators aus, wie sie die derzeit sieht: Eingeschlossen in ein System manipulativer Bilder rennt eine Menschengestalt auf der Stelle, umgeben von dynamischen Linien und dem Kürzel »SDS«. Schon Guy Debord hatte 1967 in seinem inzwischen klassischen Band »La Société du Spectacle« das Hamsterrad des Kapitalismus beschrieben. Dass man die Abkürzung »SDS« in der Grafik von Gaga mit dem internationalen Notsignal »SOS« verwechseln kann, ist kein Zufall.
Mit dieser Arbeit geben wir einen Vorgeschmack auf die von Beate Engl und Annette Schemmel kuratierte Einzelausstellung Justine Gagas im kommenden Jahr und setzen ein Zeichen der Solidarität mit Künstler*innen weltweit, deren Prekarität durch die Pandemie noch verschärft wird.