»Code and shadow; reverse TRIO« entsteht im Kunstraum als eine performative Raumstruktur. Sie wird von drei Tänzer*innen aktiviert und untersucht körperliche Handlung als sprachliche Struktur. Ausgehend von Alltagsbewegungen werden Zusammenhänge von Bewegung, Rhythmus und Sprache hergestellt und ihre Lesart untersucht. Kommunikationsbewegungen bilden das Bewegungsrepertoire der Tänzer*innen, wobei die Bewegungen durch ihren ursprünglich alltäglichen Gebrauch einen für die Betrachter*innen lesbaren Code in sich tragen und so körperliche Zugänglichkeit ermöglichen. Innerhalb der Performance transformieren sich die Bewegungen, verlieren ihren Kontext und erreichen neue Formen, indem sie zu einem körperlichen Abdruck oder Schatten der Ursprungsbewegung entwickelt werden. Es entsteht so ein eigenständig neuer Code, der seinen eigenen Kontext produziert. Die einzelnen »Körper im Raum«, Besucher*innen, Tänzer*innen, Raumstruktur und Notation treten als eigenständige Zustände zurück, während ihr Zusammenhang und ihr mimetisches Potential vorrangig wird. Somit nehmen die Körper eine Art Platzhalterfunktion ein, um Raum und Bewegung als Potential und situatives Moment zu verstehen. Handlung wird als verbindendes Element zwischen Raum und Körper eingeführt.
Im Kunstraum wird die Performance an drei Tagen über je drei Stunden als begehbare Raumstruktur gezeigt.
Als Teil der Performance erscheint ein Booklet in Zusammenarbeit mit dem Hamman von Mier Verlag. Es stellt eine Navigation durch den Tanz und die Raumstruktur dar und erzeugt einen neuen Zugang zur Bewegung.
Lena Grossmann ist bildende Künstlerin und Choreographin (Studium an der AdbK München bei Prof. Olaf Nicolai und Studium der Musikkomposition (MA) an der ZhdK Zürich bei Prof. Isabel Mundry). Ausgehend von analytischen und praktischen Auseinandersetzungen mit Bewegungsabläufen im Tanz erarbeitet sie sich in ihrer künstlerischen Praxis eine Bandbreite an Möglichkeiten, sich dem Verhältnis von Körper und Raum anzunähern. Sie entwickelt Formate aus verschiedenen Elementen der Choreographie, des Bühnenbilds, der Notation der Komposition und der Skulptur. In der Verbindung von Bildender Kunst und Tanz sucht sie neue Körper- Form- und Bildsprachen. Ihrem interdisziplinären Ansatz folgend arbeitet Lena Grossmann an einem Bewegungs-Notationssystem, das ein Denken in Bezügen zwischen Raum und Körper verbildlicht. So sucht sie neue Zugänge zu Übersetzungsfragen und zum strukurerweiternden Denken im choreographischen Bereich. Der Körper wird zum Denken aufgefordert.
Künstlerische Leitung und Choreographie: Lena Grossmann (München)
Tanz: Jonas Maria Droste (Berlin), Kelly Kaspar (Biel, CH), Yurika Yamamoto (Essen)
Raum: Annabell Lachner (München) und Lena Grossmann
Publikation: Hamman von Mier Verlag (München)
Kuratiert von Nina Holm
Die Ausstellung wird gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bayerischen Landesverband für Zeitgenösischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatministeriums für Wissenschaft und Kunst.